Der Ber­lin Fla­neur: Ber­lin wird 100 Jah­re alt – Hap­py­Bir­th­day Berlin!

Vie­le von Ihnen wer­den bei unse­rer Über­schrift die Stirn run­zeln und sagen: „Dit kann nisch stim­men. Ber­lin ist doch viel älter.“ Und die ganz Klu­gen wer­den nach­rech­nen und sagen: „Ja offi­zi­ell 783 Jah­re.“ Stimmt, Alt-Ber­lin ist so alt.
Aber das Ber­lin, so wie wir es ken­nen, wird tat­säch­lich erst 100 Jah­re alt, näm­lich am 1. Okto­ber 2020.
Des­halb fla­nie­re ich dies­mal nicht durch Ber­lin. Ich möch­te der Stadt die wir Ber­li­ner so lie­ben und über die wir so jer­ne meckern zum Geburts­tag gra­tu­lie­ren.
Rei­sen wir 100 Jah­re zurück – zum 1. Okto­ber 1920. 
An die­sem Frei­tag war Ber­lin, von einer Sekun­de auf die Ande­re, plötz­lich die dritt­größ­te Stadt der Welt. Hat­te Ber­lin am 30. Sep­tem­ber 1920 noch rund 1,9 Mil­lio­nen Ein­woh­ner, waren es Punkt 0 Uhr am 1. Okto­ber 1920 plötz­lich rund 3,9 Mil­lio­nen Ein­woh­ner und die Stadt­flä­che stieg um das Drei­zehn­fa­che. Sie betrug plötz­lich ca. 878 km².
In „Groß-Ber­lin“, wie es in dem „Gesetz über die Bil­dung einer neu­en Stadt­ge­mein­de Ber­lin“ vom 27. April 1920 genannt wur­de, gin­gen 6 kreis­freie Städ­te, 59 Land­ge­mein­den und 27 Guts­be­zir­ke auf. Das erklärt auch die Fra­ge, die mir so oft gestellt wird, war­um Ber­lin so vie­le gro­ße Rat­häu­ser hat (Lich­ten­berg, Köpe­nick, Char­lot­ten­burg, Span­dau usw.). Denn das waren die „alten Ver­wal­tungs­zen­tra­len“ der ehe­ma­li­gen Städ­te.
Es gab viel Grün­de war­um Ber­lin „groß“ wur­de, unter ande­rem wirt­schaft­li­che und ver­wal­tungs­tech­ni­sche.
Und wie heu­te auch in Ber­lin üblich, brauch­te es eine Wei­le, bis aus einer Idee eine Tat­sa­che wur­de. Die ers­te Visi­on eines „Groß-Ber­lin“ kam Mit­te des 19. Jahr­hun­derts auf. 
Übrings der Name „Groß-Ber­lin“ setz­te sich nie in der Bevöl­ke­rung durch. Für sie galt: „Ber­lin bleibt Ber­lin, ejal ob groß oder kleen.“
Was die­ses gro­ße Ber­lin in sei­nen Ers­ten 100 Jah­ren erlebt hat, ist nicht von schlech­ten Eltern. Es wuchs rasant (1942 gab an die 4,2 Mil­lio­nen Men­schen in der Stadt), dann kam die Welt­wirt­schafts­kri­se, die nicht nur die Stadt arg beu­tel­te. Ihr folg­ten die „Brau­nen Macht­ha­ber“, die fast die Toten­grä­ber Ber­lins wur­den. Denn sie und ihre ver­bre­che­ri­sche grö­ßen­wahn­sin­ni­ge Poli­tik, hat­ten zur Fol­ge, das Ber­lin im Mai 1945, als der 2. Welt­krieg zu Ende war, in Schutt und Asche lag. Von „Ger­ma­nia“ wol­len wir erst gar nicht reden.
Dank der vie­len Trüm­mer­frau­en ent­stand die Stadt neu. Doch die Poli­tik hat­te Ber­lin fest im Griff. Zwei Ideo­lo­gien, die Sozia­lis­ti­sche und die Kapi­ta­lis­ti­sche, regier­ten nun in der Stadt, was 1961 zu einer 28 Jah­re wäh­ren­den Tei­lung durch eine Mau­er führ­te. Bis zum 9. Novem­ber 1989. Dem Tag an dem der men­schen­ver­ach­ten­de soge­nann­te „Anti­fa­schis­ti­sche Schutz­wall“ (DDR-Staats Ter­mi­no­lo­gie) fiel. Ber­lin wur­de wie­der eine unge­teil­te Stadt – eine Haupt­stadt mit „Herz und Schnau­ze“.
Heu­te leben rund 3,7 Mil­lio­nen Ber­li­ner und Ber­li­ne­rin­nen in der Stadt (Stand 31.12.2019). Und Ber­lin ist eine ech­te Welt­stadt, denn Men­schen aus gut 190 Län­dern leben in ihr. Das zeigt, wie beliebt Ber­lin welt­weit ist. 
Auch wenn man heu­te manch­mal den Ein­druck hat, Ber­lin sei eine schlech­te Stadt, wie es uns die Berufs­me­cke­rer jed­we­der Cou­leur heu­te ger­ne weis­ma­chen möch­ten. 
Klar ist Ber­lin nicht per­fekt, es wäre ja schlimm, wenn eine sol­che rie­si­ge Stadt kei­ne Pro­ble­me hät­te. Denn an die­sen Pro­ble­men wächst Ber­lin auf sei­ne ganz eige­ne Art und Wei­se. 
Na ja und wenn wir Ber­li­ner nicht über die­se unse­re Stadt lie­be­voll meckern kön­nen, dann stimmt was nicht. Das ist unse­re Art zu sagen: „Ber­lin, ick lie­be dir!“
Ich, als Ber­lin Fla­neur, schrei­be nun schon an die 15 Jah­re über Ber­lin. Trotz die­ser Zeit über­rascht sie mich immer wie­der. Ich fin­de stän­dig noch Unbe­kann­tes, Neu­es oder Altes in ihr. Die­se Stadt, unser Ber­lin ist ein­ma­lig. 
Ich bin viel in der „Welt­ge­schich­te“ her­um­ge­reist, aber ich hat­te „immer einen Kof­fer in Ber­lin“ und nicht nur „Heim­weh nach dem Kur­fürs­ten­damm“ son­dern ooch nach der „Ber­li­na Luft“
Und des­halb sage ich, mal ganz inter­na­tio­nal, wie es in Ber­lin üblich ist:

HAPPY BIRTHDAY, BERLIN! ALLET JUTE ZUM 100 GEBURTSTAG.

erschie­nen in der BBZBERLINER BEHINDERTEN ZEITUNG 09/2020

Der Ber­lin Fla­neur: Auf Kreuz­fahrt durch Ber­lin – Inter­view zum Arti­kel BBZ Arti­kel (07/20)

Auf dem Land­wehr­ka­nal ent­lang der U‑Bahn

In der neu­en BBZ — Ber­li­ner Behin­der­ten­zei­tung geht es dies­mal um eine Kreuz­fahrt durch Ber­lin mit einem Haus­boot.
Es gibt auch bar­rie­re­freie Haus­boo­te. Ein der Anbie­ter ist das Unter­neh­menKUHNLE-TOURS.
Über bar­rie­re­freie Haus­boo­te sprach ich im Som­mer 2018 mit Dag­mar Rockel-Kuhn­le. Die Infor­ma­tio­nen sind immer noch aktu­ell. Inzwi­schen sind die bar­rie­re­frei­en Haus­boot auch in Ber­lin verfügbar.

Inter­view mit Dag­mar Rockel-Kuhn­le zu bar­rie­re­frei­en Haus­boo­ten
Dau­er: 8:30 min.
© Sven Przi­bil­la und VOLL NORMAL 2018

Das Gespräch wur­de im August 2018 in der Sen­dung „VOLL NORMAL — Das Maga­zin für Men­schen mit und ohne Behin­de­rung“, die jeden Diens­tag um 13 Uhr auf RADIO ALEX BERLIN 91NULL zu hören ist. Und jeden Don­ners­tag um 12 Uhr und jeden Mon­tag um 10 Uhr in einer Über­nah­me als Wie­der­ho­lung auf OHRSICHTRADIO — Der Klang der Inklu­si­on”.

Infor­ma­tio­nen zu “KUHNLE-TOURS”:

KUHNLE TOURS GMBH — Basis Zeh­de­nick
Wald­stra­ße 10;
D‑16792 Zeh­de­nick

Tele­fon: (03 98 23) 2 66–0  
Fax: (03 98 23) 2 66–10
E‑Mail: info(at)kuhnle-tours.de
Inter­net: www.kuhnle-tours.de
Kuhn­le-Tours auf Face­book: www.facebook.com/kuhnletours
Kuhn­le-Tours auf Insta­gram: www.instagram.com/bootsurlauber

Der Ber­lin Fla­neur: „Wohn­zim­mer-Spa­zier­gang“ durch Ber­lin – Der Ber­lin Fla­neur in Coro­na-Zei­ten — Links zum Arti­kel in der BBZ

Zur Illus­tra­ti­on:
Herz­li­chen Dank an Ange­lo Favia, der für die­sen Bei­trag die Illus­tra­ti­on geschaf­fen hat. Wenn sie mehr von dem Zeich­ner und Kari­ka­tu­ris­ten sehen möch­ten, dann gehen Sie auf INSTAGRAM.
Hash­tag:  #favia­gram

Die Links:
Hier alle Adres­se der im BBZ — Arti­kel erwähn­ten Internetseiten.

AKON — Ansichts­kar­ten Online 
bei der Öster­rei­chi­schen Natio­nal­bi­blio­thek
ca. 3000 His­to­ri­sche Post­kar­ten von Ber­lin
akon.onb.ac.at

Kut­te kennt sich aus“ auf rias1.de
Sen­de­rei­he von RIAS Ber­lin von 1971 — 1977 / 127 Fol­gen
rias1.de/sound/rias_/kutte/kutte.html

MfS Schu­lungs­film Kame­ra­fahrt mit einem PKW durch West Ber­lin 1976
You­Tube — Kanal: DDR-Archiv / ca. 90 min  
youtu.be/10ZFx7RrnLQ

Der Ber­lin Fla­neur bei Insta­gram:  #der­ber­lin­fla­neur

Arti­kel erscheint im Mai 2020 in der BBZ — Ber­li­ner Behin­der­ten­zei­tung

Alle Links ohne Gewähr

Der Ber­lin Fla­neur: Janz anders – Das „Enter­tain­ment – Vier­tel“ am Mer­ce­des Platz

Der Mer­ce­des-Platz mit der “Mer­ce­des-Benz-Are­na” am Abend — auf­ge­nom­men Novem­ber 2019 © by “Der Ber­lin Fla­neur”, 2020

Dies­mal fla­nie­ren wir in einer Gegend, die wir schon ein­mal vor über 10 Jah­ren besucht haben. Sie hat sich im Lau­fe des letz­ten Jahr­zehnts total gewan­delt.
Die gro­ße Mul­ti­funk­ti­ons­hal­le, einst „O2-World“ genannt, trägt heu­te den Namen „Mer­ce­des-Benz Are­na“. Sie schaut noch genau­so aus wie damals, nur etwas moder­ner und mit neu­en Schrift­zug an der Front. Doch anders als damals, ist hier kei­ne unbe­bau­te Ödnis mehr, son­dern das Are­al ist mit moder­nen Häu­sern bebaut wor­den und wird nun „Media­spree-City“ genannt.
Die bes­te Zeit für unse­ren Spa­zier­gang ist der Abend, wenn es dun­kel gewor­den ist. Wir begin­nen ihn am „U‑Bahnhof War­schau­er Stra­ße“. Wenn wir dort in Rich­tung Innen­stadt schau­en, sehen wir immer noch die Are­na. Doch davor steht nun ein moder­nes Ein­kaufs­zen­trum. Die „East Side Mall“. Sie ist ein mar­kan­ter auf­fal­len­der Bau mit den übli­chen Geschäf­ten.
Unser Weg führt uns aber hin­un­ter zur Spree und zur „Ober­baum­brü­cke“.
Wenn das Wet­ter mit­spielt, dann haben Sie von der Brü­cke einen wun­der­schö­nen Blick auf das Zen­trum am Alex­an­der­platz und auf das Spree­ufer und Sie ver­ste­hen, war­um unser klei­ner Abend­spa­zier­gang so reiz­voll ist. Denn in der Dun­kel­heit fun­kelt Ber­lin beson­ders.
Um an unse­rem Ziel, den „Mer­ce­des Platz“ zu kom­men, müs­sen wir wie­der zurück zur viel befah­re­nen „Müh­len­stra­ße“ gehen. An der Ampel bie­gen wir links ab, lau­fen ein Stück und bie­gen hin­ter dem ehe­ma­li­gen „Spei­cher“, der heu­te „Pira­tes Ber­lin“ heißt, wie­der links ab. Wir befin­den uns nun auf der Rück­sei­te der „East Side Gale­rie“. Hier fla­nie­ren wir am Was­ser ent­lang, bis zu einer brei­ten Ter­ras­se. Wenn sie dort ent­lang­lau­fen, dre­hen sie sich mal um. Dann kön­nen sie die beleuch­te­te „Ober­baum­brü­cke“ sehen, die am Abend noch ele­gan­ter wirkt.
Von der Ter­ras­se gehen wir wie­der „nach oben“ zur „Müh­len­stra­ße“.
Nur noch ein­mal die Stra­ße über­que­ren und wir haben das Ziel erreicht – das Are­al des „Mer­ce­des Platz“. Sie befin­den sich nun in einem der ange­sag­tes­ten „Enter­tain­ment-Vier­tel“ von Ber­lin.
Hier gibt es, neben der Are­na, auch noch ein gro­ßes Kino und die, zum Ver­gleich zur Are­na, „klei­ne“ „Ver­ti Music Hall“. Zwi­schen die­sen drei Haupt­ge­bäu­den befin­den sich ein Was­ser­spiel mit Fon­tä­nen. Die­se wer­den von moder­nen Mul­ti­me­dia-Steh­len flan­kiert. Auf deren Bild­schir­men sehen Sie diver­se Wer­be­spot und Ankün­di­gun­gen zu Kon­zer­ten oder Sport­events.
Als ich den Was­ser­spie­len zusah erin­ner­te ich mich dar­an, was hier ein­mal war. 
Einst war das Gelän­de ein gro­ßer Güter­bahn­hof. Nach der Wen­de gab es hier, bis zum Bau der Hal­le, bekann­te Clubs und Par­ty­lo­ca­ti­ons. Seit 2008 steht hier die zweit­größ­te Mul­ti­funk­ti­ons­hal­le Deutsch­lands, wel­che die Heim­spiel­stät­te des Eis­ho­ckey­clubs „Ber­li­ner Eis­bä­ren“ und der Bas­ket­bal­ler von „ALBA Ber­lin“ ist.
Seit­dem wur­de das Gelän­de wei­ter ent­wi­ckelt. Es wur­de zur ein Teil der „Media­spree-City“.
Na ja und wenn man dort ist, stellt sich bei dem Anblick des Plat­zes, auch ein ganz klei­nes, ein win­zig klei­nes „Las-Vegas Gefühl“ ein, wenn man die Beleuch­tung der Gegend auf sich wir­ken lässt. 
Außer­dem soll­ten Sie ihre Geld­bör­se gut fül­len, den Prei­se, der gas­tro­no­mi­schen Ein­rich­tun­gen vor Ort sind nicht gera­de die Bil­ligs­ten.
Und soll­ten Sie nach einem Cock­tail noch Lust zum wei­ter fla­nier­ten ver­spü­ren, dann lau­fen Sie die „Müh­len­stra­ße“ Rich­tung „Ost­bahn­hof“ ent­lang. Auf dem Weg gibt es, beson­ders am Abend, noch die ein oder ande­re opti­sche Über­ra­schung zu sehen, wie zum Bei­spiel das einst umstrit­te­ne Wohn­haus direkt am Spree­ufer, das archi­tek­to­nisch sehr aus­ge­fal­len ist. Und wenn Sie am „Ost­bahn­hof“ ange­kom­men sind, wer­den Sie fest­stel­len, dass er am Abend viel hüb­scher aus­schaut als am Tag. Er hat sozu­sa­gen sein Make-Up aufgelegt.

INFOKASTEN:

Mer­ce­des Platz

Anfahrt:
S + U War­schau­er Stra­ße — Fuß­weg ca. 5 Minu­ten

S‑Bahn:
S3, S5, S7S9

U‑Bahn:
U1, U3

Bus­se:
248, 347, N1 (Nacht­bus)

Trams:
M10, M13

Ost­bahn­hof — Fuß­weg ca. 12 Minuten

S‑Bahn:
S3, S5, S7S9

Bus­se:
140, 142, 147, 240, 248, 347, N40 (Nacht­bus)

Regio­nal- und Fern­ver­kehr:
EC , IC , ICE , Loco­mo­re, IRE, RB14, RE1, RE2RE7 

Nachts

An Wochen­ta­gen fährt die U‑Bahn bis ca. 0:30 Uhr, die letz­te S‑Bahn gegen 1:30 Uhr. Danach sind Nacht­bus­se im Ein­satz. Am Wochen­en­de ver­keh­ren U‑Bahn und S‑Bahn 24h.
Wege sind gut beroll­bar und die meis­ten Ein­rich­tun­gen auch bar­rie­re­frei. Näh­re Infos auf www.mercedes-platz.de

Der Ber­lin Fla­neur: Renn­tag­be­ob­ach­tun­gen – Die Galopp­renn­bahn Hoppegarten

Heu­te ist der Ber­lin Fla­neur wie­der mal unter­wegs, das heißt wir ver­las­sen Ber­lin und fla­nie­ren außer­halb. Aber kei­ne Angst unser Ziel ist nicht weit weg von Ber­lin. Es geht heu­te zur größ­ten Pfer­de­renn­bahn Deutsch­lands. Wir fla­nie­ren zur Galopp­renn­bahn Hop­pe­gar­ten. 
Vom Zen­trum kom­men sie ganz ein­fach dort hin. Sie fah­ren ent­we­der mit dem Auto die B1 raus und bie­gen beim Gar­ten­cen­ter links ab und dann immer der Nase nach. Oder sie fah­ren ganz bequem mit der S‑Bahn Rich­tung Straus­berg nach Hop­pe­gar­ten und lau­fen vom Bahn­hof etwa einen guten Kilo­me­ter bis zu den Ein­gän­gen der Galopp­renn­bahn.
Ich habe die S‑Bahn genom­men, das ging rela­tiv schnell und völ­lig stress­frei.
Vom Bahn­hof geht es durch einen leicht ver­wil­der­ten Park und schon ist man an der Renn­bahn. Der Ein­gangs­be­reich, der gut 430 Hekt­ar gro­ßen Anla­ge, schaut aus wie eine Start­box beim Pfer­de­ren­nen. Wei­ße Ein­gän­ge, dar­über ein brau­nes Schin­del­dach. Der Ein­tritt ist nicht ganz bil­lig an die­sem Tag. Die preis­wer­tes­te Kate­go­rie kos­tet 15 Euro und wenn sie einen Tri­bü­nen­platz haben möch­ten, dann dür­fen sie tie­fer in die Tasche grei­fen.
Ins­ge­samt gibt es 11 Renn­tag im Jahr auf der Galopp­renn­bahn. An dem Tag, an dem ich dort war, war der „Irish Der­by Day“. Da ich rela­tiv früh gekom­men bin, emp­fängt mich hin­ter dem Ein­gang ein Herr und drückt mir einen grü­nen Zylin­der­hut in die Hand, den ich behal­ten darf.
Bis zum ers­ten Ren­nen des Tages ist noch reich­lich Zeit. Da ich Durst habe suche ich was zutrin­ken. Das Bier 0,5 Liter kos­te­te 5 Euro plus Glas­pfand. Ein stol­zer Preis. Ande­re Geträn­ke und Spei­sen sind auch nicht gera­de bil­lig. 
Und hier gleich mein Tipp:
Neh­men Sie sich einen schö­nen Pick­nick­korb mit und eine Decke. Dann spa­ren Sie nicht nur Geld, son­dern sie kön­nen sich auch einen gemüt­li­chen Sitz­platz auf der Wie­se an der Renn­stre­cke suchen. Dort kön­nen sie sich son­nen, wenn kein Ren­nen ist, oder ganz ent­spannt den Tru­bel um sich her­um beob­ach­ten.
Da ich noch nie in Hop­pe­gar­ten war, mache ich eine Erkun­dungs­tour. Vom Ein­gangs­be­reich kommt man direkt auf die Rück­sei­te der gro­ßen Tri­bü­ne, an der noch eine Anzei­ge­ta­fel aus alten Zei­ten zuse­hen ist. Rechts und Links gibt es, wie schon gesagt, Stän­de für Speis und Trank. 
Und natür­lich die wich­tigs­ten Ein­rich­tun­gen auf einer Renn­bahn für die Besu­cher- die Wett­pa­vil­lons. Dort kön­nen sie, bei einem Min­dest­ein­satz von 2 Euro, auf die Pfer­de der Ren­nen wet­ten. Ich habe nicht gewet­tet, da ich, dass ganz nicht so ganz ver­stan­den habe. Außer­dem inter­es­sier­te mich das Drum­her­um mehr.
Dazu gehör­ten auch die Damen und Her­ren. 
Die meis­ten Damen der Schöp­fung hat­ten den einen oder ande­ren Kopf­putz auf. Mal klein, mal etwas größ­ter und die erfah­re­nen Her­ren stu­dier­ten die Renn­zei­tung und das Renn­pro­gramm. Sie schau­ten auf das Gewicht der Jockeys oder auf die Erfol­ge der Pfer­de und sin­nier­ten dar­über, was sie setz­ten soll­ten.
Spä­ter am Tag habe ich ein Gespräch mit­be­kom­men, dass ein Herr 1000 Euro gesetzt hat­te. Und er hat auch gewon­nen. Er bekam, glau­be ich, etwas mehr als das Dop­pel­te sei­nes Ein­sat­zes zurück, da er auf den Sie­ger des Ren­nens gewet­tet hat­te. Ein guter Schnitt wür­de ich sagen.
Bevor das Ren­nen beginnt, ver­sam­meln sich die wis­sen­den Jün­ger des Pfer­de­sports am Führ­ring. Dort wer­den sozu­sa­gen die Pfer­de des kom­men­den Ren­nens vor­ge­stellt. Ken­ner beäu­gen die Tie­re ganz genau. 
Sie ach­ten dar­auf, ob das Pferd ner­vös ist, ob es viel Schweiß hat oder ob es äpfelt, wie ein Besu­cher sag­te. 
Äpfeln hat nichts mit Äpfeln zum Essen zu tun oder mit einem Com­pu­ter.
Wenn ein Pferd äpfelt, also sei­nen Kot fal­len lässt, ist das ein Zei­chen dafür, das es sich wohl­füh­len und völ­lig ent­spannt ist.
So etwas bekommt man mit, wenn man am Führ­ring steht. Dann geht man zur Wett­an­nah­me und setzt. Wäh­rend des­sen rei­ten die Jockeys zur Start­box. In die sol­len sich nun die Pfer­de stel­len. Dass kann schon mal etwas dau­ern und an die­sem Tag sträub­te sich ein Tier so sehr, dass es sei­nen Rei­ter abwarf und sich davon mach­te. 
Inzwi­schen haben sich die Zuschau­er an der Renn­bahn ein­ge­fun­den und fie­bern den Start ent­ge­gen. Ver­fol­gen kann man das Ren­nen auf einem gro­ßen Bild­schirm. Wenn dann die Pfer­de auf der Ziel­ge­ra­den ein­bie­gen, bricht eine Infer­no von Anfeue­rungs­ru­fen los. Ist das Ren­nen gelau­fen, wird es wie­der ruhig. Bis zum nächs­ten. Nun geht man zur Sie­ger­eh­rung oder trinkt etwas, fach­sim­pelt mit dem Nach­barn oder geht spa­zie­ren.
Ich fand mei­nen Tag auf der ein­zi­gen Pfer­de­renn­bahn Euro­pas, die in pri­va­ter Hand ist, sehr inter­es­sant. Aber vom Fie­ber des Pfer­de­renn­sports bin ich nicht gepackt wor­den, trotz grü­nen Zylin­ders. Denn zwi­schen den Ren­nen pas­siert nicht viel. Ich dach­te, es gäbe da noch ein Unter­hal­tungs­pro­gramm, aber dem ist nicht so. 
Hop­pe­gar­ten ent­schleu­nigt. Man hat Muße, blickt in das Grü­ne Rund der Renn­bahn und war­te, isst, redet oder döst vor sich hin. Genau das Rich­ti­ge für einen Men­schen, der mal aus­span­nen will vom der Hek­tik der Groß­stadt.
Es war schön dort in Hop­pe­gar­ten. 
Und den Spruch: Jeder soll­te min­des­tens ein­mal in sei­nem Leben auf einer Pfer­de­renn­bahn gewe­sen sein, kann ich nur bestätigen.

Der Ber­lin Fla­neur: Fünf mal umbe­nannt mit vier Namen — Der „Ost­bahn­hof“

Ein­gang zum Ostbahnhof

 
Es ist wie­der Urlaubs­zeit.
Vie­le wer­den auch in die­sem Jahr vom „Ost­bahn­hof“ in den Urlaub star­ten. Weni­ge der Rei­sen­de dürf­ten wis­sen, wel­che inter­es­san­te Geschich­te die­ser Bahn­hof hat.
Ich ver­bin­de mit dem „Ost­bahn­hof“ vie­le Kind­heits­er­in­ne­run­gen. Von hier aus fuhr ich ins Feri­en­la­ger oder mit mei­nen Eltern in den Urlaub. Hier arbei­te­te mei­ne Groß­mutter bei der Reichs­bahn in der Fahr­kar­ten­aus­ga­be.
Immer wenn ich am „Ost­bahn­hof“ aus­stei­ge, schaue ich mich um.
Zu DDR-Zei­ten war er einer der wich­tigs­ten Bahn­hö­fe in Ost­ber­lin.
Und auch heu­te zählt der „Ost­bahn­hof“ mit 100.000 Fahr­gäs­ten am Tag, zu einem der meist fre­quen­tier­ten Bahn­hö­fe Deutsch­lands.
Ich habe kei­ne Ahnung wie die Zahl zustan­de kommt, aber sicher­lich wer­den da auch die S‑Bahn-Nut­zer hin­zu­ge­zählt, die jeden Tag über den Bahn­hof fah­ren.
Begon­nen hat die Geschich­te des „Ost­bahn­hofs“ 1842.
Da wur­de er als Kopf­bahn­hof eröff­ne­te und hieß “Frank­fur­ter Bahn­hof”.  Als die Ber­li­ner Stadt­bahn gebaut wur­de, errich­te­te man einen neu­en Bahn­hof, der nun ein Durch­gangs­bahn­hof war.  Von 1881 bis 1950 hieß er dann “Schle­si­scher Bahn­hof”.  Da von hier­aus die meis­ten Züge Rich­tung Ost- und Süd­ost­eu­ro­pa (Ost­preus­sen, Schle­si­en und Ruß­land) abfuh­ren oder anka­men.
Ein Kurio­sum in der Geschich­te des Bahn­hof war, dass man von hier aus 1927 zu einer 12 tägi­gen Rei­se per Bahn nach Tokio auf­bre­chen konn­te. Das Fahr­kar­ten­heft kos­te­te  650 Reichs­mark, was heu­te etwa 2500 Euro sind. 
1950 wur­de der Bahn­hof erneut umbe­nannt.
Bis 1987 hieß er  “Ost­bahn­hof”.
Dann durf­te er sich 1319 Tage „Ber­lin-Haupt­bahn­hof“ nen­nen. Danach bekam er sei­nen alten Namen „Ost­bahn­hof“ zurück.
Mit­te der Acht­zi­ger Jah­re sanier­te die DDR-Regie­rung den Bahn­hof. Er wur­de einer der moderns­ten des Lan­des.
Die alte dunk­le Vor­hal­le, die ich als Kind kann­te, wich einer hel­len und freund­li­chen Emp­fangs­hal­le.
Nach der Wen­de ist das Gebäu­de des „Ost­bahn­hofs“ erneut um- und aus­ge­baut wor­den. Es kam ein Hotel hin­zu, zwei Büro­tür­me und jede Men­ge Geschäf­te.
Draus­sen auf dem Bahn­hofs­vor­platz fah­ren vom Bus­bahn­hof Fern­rei­se­bus­se ab.
Heu­te ist der „Ost­bahn­hof“ Regional‑, Fern- und S‑Bahnhof in einem und mit 9 Bahn­glei­sen aus­ge­stat­tet. Vier für die S‑Bahn und fünf Glei­se für den Fern- und Regio­nal­ver­kehr.
Ver­än­de­run­gen gehö­ren zur Geschich­te des Bahn­hofs.
Einst lag er in einer der ärms­ten und kri­mi­nells­ten Gegen­den von Ber­lin, die auch „Klein-Chi­ca­go” genannt wur­de. Spä­ter, zu DDR-Zei­ten, war er ein belieb­ter Anlauf­punkt für in-und aus­län­di­sche Ber­lin-Besu­cher. Denn hier gab es einen der moderns­ten Kon­sum­tem­pel der DDR, das „Cen­trum-Waren­haus am Ost­bahn­hof“, dass nach der Wen­de zum „Gal­le­ria am Ost­bahn­hof“ wur­de. Das Waren­haus ist seit Juli 2017 auch Geschich­te. Es schließt sei­ne Pfor­ten, weil es nicht genü­gend Kun­den gibt.
Ob Euro­pas höchst­ge­le­ge­ne Bow­ling­bahn im Haus wei­ter bestehen bleibt, weiß ich nicht. 
Der „Ost­bahn­hof“ ist heu­te bei Tou­ris­ten sehr beliebt. Von hier aus kom­men sie schnell zu einer der inter­es­san­tes­ten Sehens­wür­dig­kei­ten von Ber­lin, der „East-Side-Gal­lery“.
Auch am spä­ten Abend ist es rund um den Bahn­hof nicht ruhig. Hier tref­fen sich vor allen sehr vie­le  jun­ge Leu­te. Sie machen sich von hier aus auf den Weg zu einer der ange­sag­ten Par­ty­lo­ca­ti­ons, die es in der unmit­tel­ba­rer Umge­bung des Bahn­hof gibt.
Und auch für Trö­del­markt­fans, wie ich es einer bin, ist der Ost­bahn­hof am Wochen­en­de ein regel­mä­ßi­ger Anzie­hungs­punkt. Auf der Rück­sei­te des Bahn­hofs­ge­bäu­des fin­det einer der belieb­ten Trö­del­märk­te von Ber­lin statt. Den ver­las­se ich sel­ten mit lee­ren Hän­de, da ich hier immer was fin­de, dass irgend­wo in einer Ecke mei­ner Woh­nung spä­ter zu einem Staub­fän­ger wird.

Info­kas­ten:
Ber­lin Ost­bahn­hof
Kop­pen­str. 3
10243 Ber­lin

Ver­kehrs­an­bin­dung:
Sta­ti­on Ost­bahn­hof
S‑Bahn: 
S5, S7, S75
Bus: 
140, 142, 147, 240, 248, 347, N40
Der Bahn­hof ist barrierefrei.

Geöff­net:
24 h und 365 Tage

behin­der­ten gerech­te Park­plät­ze vorhanden.

Öff­nungs­zei­ten des Rei­se­zen­trums im Bahn­hof:
Mo-Fr: 8.00–20.00 Uhr
Sa + So: 09:00–18.30 Uhr
Öff­nungs­zei­ten der Gas­tro­no­mi­schen Ein­rich­tun­gen und Geschäf­te unterschiedlich.

Inter­net­auf­tritt:
Deut­sche Bun­des­bahn für Ost­bahn­hof:
http://www.bahnhof.de/bahnhof-de/Berlin_Ostbahnhof.html

Info­sei­te zu „Ein­kaufs­bahn­hof“:
https://www.einkaufsbahnhof.de/berlin-ostbahnhof

Der Ber­lin Fla­neur: Spät­abends auf dem Kurfürstendamm

Blick über den abend­li­chen Breit­scheid­platz — links Kur­fürs­ten­damm, Mit­te Gedächt­nis­kir­che, Rechts Biki­ni­haus — auf­ge­nom­men 18. April 2018

Letz­tens war ich von einem Freund zum Essen ins „Mar­jell­chen“ in der Momm­sen­stra­ße ein­ge­la­den wor­den. Nach­dem wir dort ein mehr als reich­li­ches Menü genos­sen hat­ten, war es spät am Abend. Damit das Essen „rut­schen“ konn­te, beschlos­sen wir, zu Fuß in Rich­tung Bahn­hof Zoo und dem Breit­scheid­platz zu laufen.
Wir gin­gen die Schlü­ter­stra­ße hin­un­ter zum Kurfürstendamm.
Ich gebe es zu, der Ku´damm, war in den letz­ten Jah­ren nicht so mein Ding. Er hat­te sei­nen Flair ver­lo­ren, wirk­te her­un­ter­ge­kom­men und es gab ande­re Stra­ßen in Ber­lin, die ich inter­es­san­ter fand.
Doch an die­sem Abend wur­de ich über­rascht. Der Kur­fürs­ten­damm hat wie­der das gewis­se Etwas. Auch mein Freund war über­rascht, dass er wie­der funkelte.
Die Schau­fens­ter der Luxus­lä­den strahl­ten in der Dun­kel­heit und ver­führ­ten zum Bum­meln. Die Restau­rants sind wie­der edel und nicht immer billig.
Wir gin­gen am Haus Cum­ber­land vor­bei, das einst ein Ver­wal­tungs­ge­bäu­de war, dann ein Film­schau­platz, unter ande­rem für einen „Jason Bourne Film“, und heu­te ist es ein Geschäfts­haus mit Luxusapartments.
Unser Weg führ­te uns wei­ter an einer Ber­li­ner Thea­ter-Insti­tu­ti­on vor­bei, die in die­ser Form Geschich­te ist – das „Thea­ter und die Komö­die am Kurfürstendamm“.
Sie wer­den abge­ris­sen und in 2 oder 3 Jah­ren soll hier ein neu­es Thea­ter ste­hen. Ob die­ses neue Thea­ter dann dem Charme das „Alten“ hat, bleibt abzu­war­ten. Ein Stück wei­ter, an der Ecke Uhland­stra­ße und Kur­fürs­ten­damm, ist eines der bekann­tes­ten Kinos der Stadt, das von der York-Grup­pe betrie­be­ne „Cine­ma Paris“. Die­ses Kino, das seit 1950 hier behei­ma­tet ist, ist eines der letz­ten Kinos am Kur­fürs­ten­damm und die­ses Gebäu­de war 1983 Ziel eines Ter­ror­an­schlags, beim dem ein Mensch getö­tet wor­den war und 23 Per­so­nen ver­letzt wurden.
Kinos gab es einst am Ku´damm wie Sand am Meer. Doch die meis­ten die­ser Film­pa­läs­te wur­den in den letz­ten 25 Jah­ren geschlos­sen und in Geschäf­te umge­wan­delt. Wie das Kino „Film­büh­ne Wien“, in dem sich heu­te der Flag­ship­s­to­re von Apple befin­det. Ich ken­ne es noch aus der Zeit nach dem Mau­er­fall, als es ein „Schach­tel­ki­no“ war. Davor, in den 50-ziger Jah­ren, ist eines der wich­tigs­ten Kinos von Ber­lin gewe­sen, denn es gehör­te zu den Licht­spiel­häu­sern, in denen die „Ber­li­na­le“ gebo­ren wur­de. Und ein Onkel erzählt noch heu­te davon, wie wild es dort zuging, als dort die gro­ßen Film­stars auf­tauch­ten, wenn sie ihren Film vorstellten.
Auch ein ande­res Kino am Kur­fürs­ten­damm, dass wich­tig für die Geschich­te des deut­schen Films war, ist ein Shop. Dort wo heu­te „Benet­ton“ sei­ne Beklei­dung ver­kauft, befand sich der „Glo­ria-Palast“, der 1943 zer­stört wur­de und nach dem Krieg fast an der­sel­ben Stel­le wie­der­auf­ge­baut wur­de. In die­sem Kino wur­de 1930 „Der blaue Engel“ mit Mar­le­ne Diet­rich urauf­ge­führt und noch ein Stück zum Breit­scheid­platz hin, auf der ande­ren Stra­ßen­sei­te gab es den berühm­ten „Mar­mor­pa­last“ in dem ein spa­ni­sches Mode­haus sei­nen Laden hat.
Wenn Sie nun über den Breit­scheid­platz gehen, wer­den Sie sehen wie sich die Gegend ver­än­dert hat. Altes, wie das „Schim­mel­p­fen­nig-Haus“, wur­de abge­ris­sen und durch Neu­es ersetzt. Mal ist es gelun­gen, mal nicht.
Und wenn Sie dann auf dem Breit­scheid­platz ste­hen und in Rich­tung Bahn­hof Zoo bli­cken, dann mer­ken sie wie schön die alte City (West) gewor­den ist.
Hier strah­len dann nicht nur der „Zoo-Palast“ und das „Biki­ni-Haus“, son­dern auch die bei­den Ber­li­ner „Mini-Wol­ken­krat­zer“, das „Uper-West“ und das „Zoo­fens­ter“, um die Wet­te. Bei die­sem Anblick stellt sich dann wie­der das alte Gefühl ein, dass der Kur­fürs­ten­damm das Herz der „City – West“ ist.
Wie einst als es hier noch jede Men­ge Kinos gab.

Info­kas­ten:

Start­punkt des Spa­zier­gangs ist der der Geor­ge-Grosz Platz an der Ecke Kur­fürs­ten­damm und Schlü­ter­stra­ße. Dann immer gera­de aus bis zum Breit­scheid­platz. Sie kön­nen die­sen Spa­zier­gang auch in umge­kehr­ter Rich­tung machen bis zum Oliv­aer Platz.

Län­ge der Stre­cke ca. 1,5 km

Anfahrt:

Oliv­aer Platz

Bus:
M19, M29, X10, 109, 110, 249, N10

zurück Rich­tung Breit­scheid­platz laufen.

erschie­nen in der BBZ — Ber­li­ner Behin­der­ten­zei­tung 07/08 2018

Der Ber­lin Fla­neur: Einst das „Ende der Welt“ — Der Tränenpalast

Trä­nen­pa­last — Eingang

 

Las­sen Sie uns heu­te eine Zeit­rei­se machen. Sagen wir in das Jahr 1985. 
Der Ort den wir dies­mal besu­chen, sah damals ganz anders aus. Das moder­ne Hoch­haus rechts neben uns gab es noch nicht. Hier stan­den Bäu­me und Sträu­cher. 
Von der Fried­rich­stra­ße, hin­ter uns, wabert der Duft von Zwei­tak­ter­ab­ga­sen in unse­re Nase. 
Wir hören das typi­sche Moto­ren­ge­räusch der Tra­bant-Moto­ren, die ein­fah­ren­de S‑Bahn und sehen Men­schen die sich umar­men. 
Eini­ge über­schwäng­lich mit Tüten und vol­len Taschen in der Hand. Ande­re drü­cken sich zum Abschied lan­ge. Wenn man genau hin­hört, kann man manch­mal auch ein leich­tes Schluch­zen hören. 
Dann gehen die Leu­te mit zögern­den Schrit­ten, sich immer wie­der umdre­hend zum Gebäu­de mit der gro­ßen Glas­front.
Wenn wir hin­ter die­sem Bau über das Was­ser der Spree schau­en, steht dort noch das Gebäu­de des „Alten Fried­rich­stadt­pa­las­tes“. Es ist Win­ter und ein grau­er trost­lo­ser Dunst hat sich über die Gegend rund um den S‑Bahnhof Fried­rich­stra­ße gelegt. 
In das Gebäu­de mit der gro­ßen Fens­ter­front, wür­de ich nicht hin­ein­kom­men. Wenn ich es ver­such­te, wür­de ich ver­haf­te wer­den und im Stas­ik­nast lan­den, 
Das Wort „Trä­nen­pa­last“ in hell­blau­en Buch­sta­ben und die vier Wor­te dar­un­ter „Ort der deut­schen Tei­lung“  wären damals 1985 undenk­bar gewe­sen.
Für mich als nor­ma­ler DDR — Bür­ger, war hier eini­ge Meter vor der soge­nann­ten „Grenz­über­gangs­stel­le Bahn­hof Fried­rich­stra­ße“  das „Ende der Welt“. Und der Witz an den die­sem gan­zen Bau war, das die „Mau­er“ ‚oder wenn sie so wol­len „die Gren­ze zu Ber­lin (West)“, noch ein gan­zes Stück ent­fernt lag. Denn der Bahn­hof und der „Trä­nen­pa­last“ lagen noch mit­ten im Gebiet der DDR.
Heu­te ist die­se einst so welt­be­kann­te „Grenz­über­gangs­stel­le“ ein Muse­um. Sie gehört zur Stif­tung „Haus der Geschich­te der Bun­des­re­pu­blik Deutsch­land“.
Das Wort „Muse­um“ passt auch nicht so recht. Aus­stel­lung schon eher. 
Zu sehen sind Kof­fer, Schau­ta­fel, Mul­ti­me­dia-Ele­men­te, Grenz­über­gangs­schal­ter ‑eng und klaus­tro­pho­bisch- und man kann jede Men­ge Ton­do­ku­men­te von Zeit­zeu­gen sich anhö­ren. Für inter­es­sier­te Tou­ris­ten, mag die­se Aus­stel­lung gut sein. Sie zeigt his­to­risch nüch­tern wie es damals hier an die­sem Ort zuging, wenn sich die Men­schen aus den bei­den deut­schen Staa­ten begrüß­ten und wie­der ver­ab­schie­den muss­ten.
Doch für mich per­sön­lich ist die­ser „Ort der deut­schen Tei­lung“ zu emo­ti­ons­los.  Ich habe ihn nach dem Mau­er­fall erlebt. Und immer wenn ich im „Wes­ten“ über­nach­tet hat­te und am Mor­gen zur Arbeit „in den Osten“ gefah­ren bin, hat­te ich so ein ganz selt­sa­mes Gefühl, wenn ich den nun „off­nen“ Grenz­über­gang pas­sier­te.
Das war bei mei­nen Besuch der Aus­stel­lung nicht mehr so. Es wirk­te dort für mich alles clean. Die Decke ist noch die­sel­be wie 1989 auch der Fuß­bo­den ist noch der sel­be. Bei­des im Ori­gi­nal­zu­stand neu her­ge­rich­tet. Aber man hat mit der Reno­vie­rung und der Neu­ge­stal­tung des Inn­ren, die­sem Ort  irgend­wie die See­le genom­men. 
Wie gesagt das ist mein ganz per­sön­li­cher Ein­druck. 
Als ich den “Trä­nen­pa­last“ wie­der ver­ließ, dreht ich mich auf der Trep­pe noch­mals um. Ich schau­te in die ehe­ma­li­ge „Abfer­ti­gungs­hal­le“, da wuß­te ich was mir fehl­te. Es „men­schel­te“ nicht. 
Wenn ich mir vor­stel­le wie­vie­le Trä­nen hier auf dem Fuß­bo­den getropft sind, von Men­schen, die wuß­ten, dass sie nie mehr zurück­keh­ren konn­ten oder das sie viel­leicht ihre Fami­li­en­an­ge­hö­ri­gen für eine lan­ge Zeit nicht wie­der­se­hen wür­den, dann ist die­se Aus­stel­lung ziem­lich nüch­tern, um es höf­lich aus­zu­drü­cken. 
Eine Füh­rung, die es auch in „Leich­ter Spra­che“ gibt, habe ich nicht mit­ge­macht. 
Den Audio­gui­de zum „Trä­nen­pa­last“ kann man auf den Sei­ten der Stif­tung her­un­ter lan­den. Auch von ihm wur­de ich nicht berührt, obwohl er sehr gut  gemacht ist. Es kamen kei­ne rich­ti­gen Emo­tio­nen bei Hören her­über.
Eins hat der Besuch des „Trä­nen­pa­las­tes“ bei mir aus­ge­löst. Auf der Heim­fahrt begann mein Kopf­ki­no. Es tauch­ten längst ver­gra­be­ne Erin­ne­run­gen und Bil­der auf. Und etwas Weh­mut, an die Zeit damals im Win­ter 1989.

Info­kas­ten:

Trä­nen­pa­last
Reichs­tag­ufer 17
10117 Ber­lin

Öff­nungs­zei­ten: 

Di — Fr.: 9 — 19 Uhr
Sa, So, Fei­er­tags: 10 — 18 Uhr
Mo. geschlos­sen

Ein­tritt frei

Ver­kehr­kehrs­an­bin­dung:
U + S Bahn, Tram, Bus, diver­se Lini­en
Sta­ti­on Bahn­hof Friedrichstraße

Inter­net: www.hdg.de 

e‑mail: besucherdienst-berlin@hdg.de

Tel: (030) 46 77 77 9–11

Muse­um ist Barrierefrei.

Inklu­si­ve Ange­bo­te wer­den kos­ten­frei ange­bo­ten (z. B. Gebär­den­sprach­dol­met­cher, Füh­rung in Leich­ter Spra­che) — Anmel­dung wird erbeten

ver­öf­fent­lich in der BBZ — Ber­li­ner Behin­der­ten Zei­tung 04/2019

Der Ber­lin Fla­neur: Ein Idyll mit­ten in Wil­mers­dorf — Der Rüdes­hei­mer Platz — Audio

Sieg­fried­brun­nen auf dem Rüdes­hei­mer Platz

Der Ber­lin Fla­neur” im Radio. 

Fol­ge: Ein Idyll mit­ten in Wil­mers­dorf — Der Rüdes­hei­mer Platz

Erst­sen­dung: 14. Sep­tem­ber 2018 — Ohr­funk

Ver­lin­kung mit ohrfunk.de Kom­pakt

Der Ber­lin Fla­neur: Ein Idyll mit­ten in Wil­mers­dorf — Der Rüdes­hei­mer Platz

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Rüdes­hei­mer Platz, Blick auf den Siegfriedbrunnen

An den Ort, zu dem ich Sie heu­te ent­füh­ren möch­te, gibt es nichts Spek­ta­ku­lä­res zu ent­de­cken. Aber er hat es bis in die „New York Times“ geschafft. Denn er gehört, laut die­ser Zei­tung, zu den 12 schöns­ten Orten in Europa.
Die­se Behaup­tung mach­te mich neugierig.
An einem schö­nen Som­mer­tag fuhr ich hin – zum „Rüdes­hei­mer Platz“ nach Wilmersdorf.
Alten „West­ber­li­nern“ ist die­ser Platz nicht unbe­kannt. Seit 1967 gibt es hier, auf einer Ter­ras­se am west­li­chen Ein­gang des Plat­zes, der eigent­lich auch als klei­ner Park durch­ge­hen könn­te, den „Rhein­gau­er Wein­brun­nen“. Direkt hin­ter dem „Sieg­fried­brun­nen“. Die­se Loka­li­tät, die nur in den Som­mer­mo­na­ten geöff­net hat, sieht aus wie ein Bier­gar­ten. Doch hier wird kein Bier aus­ge­schenkt, son­dern unter­schied­lichs­te Wei­ne aus den hes­si­schen „Rhein­gau“.
Kein Wun­der gehört doch der „Rüdes­hei­mer Platz“ zum soge­nann­ten „Rhein­gau­vier­tel“ in Char­lot­ten­burg Wil­mers­dorf und hat mit dem hes­si­schen Land­kreis eine Partnerschaft.
Der Platz ist ein Idyll. Es geht dort gemüt­lich zu. Im Zen­trum des Plat­zes lie­gen gro­ße bun­te lie­be­voll gepfleg­te Blu­men­bee­te. Umge­ben ist der gesam­te Platz von hohen alten Bäu­men, durch deren Blät­ter­werk die gelb­lich-beigchen Fas­sa­den der wun­der­schön sanier­ten Häu­ser blitzen.
Wenn man sich auf dem Rüdes­hei­mer Platz hin­setzt und so in die Run­de blickt, dann hat man das Gefühl, das man in „alten“ West­ber­lin ist. Alles wirkt gut bür­ger­lich. Die Damen mit ihren Hünd­chen sind topp fri­siert und chic ange­zo­gen. In der gesam­ten Umge­bung des Plat­zes gibt es kei­ne der übli­chen Läden von gro­ßen Laden­ket­ten, son­dern haupt­säch­lich pri­vat geführ­te klei­ne Geschäf­te, wo man noch beim Ein­tre­ten freund­lich begrüßt wird.
Ich kann mir auch vor­stel­len, war­um die „New York Times“ 2015 den Platz in ihre Hit­lis­te auf­nahm. Denn wenn sie hier um den Platz lau­fen, der 1905 ange­legt wur­de, und sich die Häu­ser anschau­en, die ab 1910 errich­tet wur­den und dem eng­li­schen Land­haus­stil nach emp­fun­den sind, dann kommt das auf, was die Amis „Ger­man Gemüt­lich­keit“ nen­nen. Alles ist sau­ber, sehr gepflegt, ruhig und auch etwas spie­ßig. Rich­tig hei­me­lig und man stellt sich vor wie es sich hier am Platz wohl leben lässt.
Der Blick­fang des Plat­zes ist der „Sie­gried­brun­nen“. Er wur­de 1911 erbaut. Mit­tel­punkt ist „Sieg­fried“ als Ross­len­ker, ein aus dem Stein gemei­ßel­ter Ado­nis. Flan­kiert wird er auf bei­den Sei­ten von zwei ihm anbli­cken­den Figu­ren. Zur lin­ken von einem Her­ren mit Wein­kranz auf dem Kopf und Voll­bart. Das ist der Vater Rhein. Und zur Rech­ten von einer jun­gen unbe­klei­de­ten Dame, mit einer Scha­le in der Hand. Das soll eine Wein­kö­ni­gin sein, die auch „Mut­ter Mosel“ genannt wird.
Das Wein­mo­tiv setzt sich auch an den Häu­sern fort, die rund um den Platz lie­gen. An vie­len sind Schmuck­frie­se ange­bracht, die Wein­re­ben und Wein­blät­ter zei­gen. Die fin­det man auch im U‑Bahnhof Rüdes­hei­mer Platz. Dass ein­zig was nicht in die­sem sehr hüb­schen Bahn­hof passt, in die Graf­fi­ti­kunst, an den Flä­chen wo sonst Wer­be­pla­ka­te hängen.
Wenn sie rund um den Rüdes­hei­mer Platz und durch die angren­zen­den Sei­ten­stra­ßen fla­nie­ren, dann kön­nen Sie mit ihren Spa­zier­gang nichts falsch machen.
Mein Tipp: Am bes­ten machen sie die­sen Spa­zier­gang am Nach­mit­tag. Denn vie­le Restau­rants oder auch der Wein­gar­ten machen erst ab 15 Uhr auf.
Na und wenn Sie wie ich dann, geschützt unter dem Blät­ter­werk der hohen alten Bäu­me im „Rhein­gau­er Wein­gar­ten“ ihren Schop­pen trin­ken, dann ver­ges­sen Sie die Zeit. Und das schlim­me dabei ist, es bleibt nicht nur bei einem Schop­pen. Bei mir waren es am Ende vier Gläs­chen und ich ging mit einer leicht wein­se­li­gen fro­hen Stim­mung nach Hause.

Info­kas­ten:

Rüdes­hei­mer Platz

Rüdes­hei­mer Platz, 14197 Berlin
Anfahrt:

U‑Bahn U3

Hal­te­stel­le: U‑Bahnhof Rüdes­hei­mer Platz
Bus Linie 186

Hal­te­stel­le U‑Bahnhof Rüdes­hei­mer Platz
Rhein­gau­er Weinbrunnen

Rüdes­hei­mer Platz 1

14197 Ber­lin
Öff­nungs­zei­ten:

Mai-Sep­tem­ber, täg­lich 15:00–21:30 Uhr