
Rüdesheimer Platz, Blick auf den Siegfriedbrunnen
An den Ort, zu dem ich Sie heute entführen möchte, gibt es nichts Spektakuläres zu entdecken. Aber er hat es bis in die „New York Times“ geschafft. Denn er gehört, laut dieser Zeitung, zu den 12 schönsten Orten in Europa.
Diese Behauptung machte mich neugierig.
An einem schönen Sommertag fuhr ich hin – zum „Rüdesheimer Platz“ nach Wilmersdorf.
Alten „Westberlinern“ ist dieser Platz nicht unbekannt. Seit 1967 gibt es hier, auf einer Terrasse am westlichen Eingang des Platzes, der eigentlich auch als kleiner Park durchgehen könnte, den „Rheingauer Weinbrunnen“. Direkt hinter dem „Siegfriedbrunnen“. Diese Lokalität, die nur in den Sommermonaten geöffnet hat, sieht aus wie ein Biergarten. Doch hier wird kein Bier ausgeschenkt, sondern unterschiedlichste Weine aus den hessischen „Rheingau“.
Kein Wunder gehört doch der „Rüdesheimer Platz“ zum sogenannten „Rheingauviertel“ in Charlottenburg Wilmersdorf und hat mit dem hessischen Landkreis eine Partnerschaft.
Der Platz ist ein Idyll. Es geht dort gemütlich zu. Im Zentrum des Platzes liegen große bunte liebevoll gepflegte Blumenbeete. Umgeben ist der gesamte Platz von hohen alten Bäumen, durch deren Blätterwerk die gelblich-beigchen Fassaden der wunderschön sanierten Häuser blitzen.
Wenn man sich auf dem Rüdesheimer Platz hinsetzt und so in die Runde blickt, dann hat man das Gefühl, das man in „alten“ Westberlin ist. Alles wirkt gut bürgerlich. Die Damen mit ihren Hündchen sind topp frisiert und chic angezogen. In der gesamten Umgebung des Platzes gibt es keine der üblichen Läden von großen Ladenketten, sondern hauptsächlich privat geführte kleine Geschäfte, wo man noch beim Eintreten freundlich begrüßt wird.
Ich kann mir auch vorstellen, warum die „New York Times“ 2015 den Platz in ihre Hitliste aufnahm. Denn wenn sie hier um den Platz laufen, der 1905 angelegt wurde, und sich die Häuser anschauen, die ab 1910 errichtet wurden und dem englischen Landhausstil nach empfunden sind, dann kommt das auf, was die Amis „German Gemütlichkeit“ nennen. Alles ist sauber, sehr gepflegt, ruhig und auch etwas spießig. Richtig heimelig und man stellt sich vor wie es sich hier am Platz wohl leben lässt.
Der Blickfang des Platzes ist der „Siegriedbrunnen“. Er wurde 1911 erbaut. Mittelpunkt ist „Siegfried“ als Rosslenker, ein aus dem Stein gemeißelter Adonis. Flankiert wird er auf beiden Seiten von zwei ihm anblickenden Figuren. Zur linken von einem Herren mit Weinkranz auf dem Kopf und Vollbart. Das ist der Vater Rhein. Und zur Rechten von einer jungen unbekleideten Dame, mit einer Schale in der Hand. Das soll eine Weinkönigin sein, die auch „Mutter Mosel“ genannt wird.
Das Weinmotiv setzt sich auch an den Häusern fort, die rund um den Platz liegen. An vielen sind Schmuckfriese angebracht, die Weinreben und Weinblätter zeigen. Die findet man auch im U‑Bahnhof Rüdesheimer Platz. Dass einzig was nicht in diesem sehr hübschen Bahnhof passt, in die Graffitikunst, an den Flächen wo sonst Werbeplakate hängen.
Wenn sie rund um den Rüdesheimer Platz und durch die angrenzenden Seitenstraßen flanieren, dann können Sie mit ihren Spaziergang nichts falsch machen.
Mein Tipp: Am besten machen sie diesen Spaziergang am Nachmittag. Denn viele Restaurants oder auch der Weingarten machen erst ab 15 Uhr auf.
Na und wenn Sie wie ich dann, geschützt unter dem Blätterwerk der hohen alten Bäume im „Rheingauer Weingarten“ ihren Schoppen trinken, dann vergessen Sie die Zeit. Und das schlimme dabei ist, es bleibt nicht nur bei einem Schoppen. Bei mir waren es am Ende vier Gläschen und ich ging mit einer leicht weinseligen frohen Stimmung nach Hause.
Infokasten:
Rüdesheimer Platz
Rüdesheimer Platz, 14197 Berlin
Anfahrt:
U‑Bahn U3
Haltestelle: U‑Bahnhof Rüdesheimer Platz
Bus Linie 186
Haltestelle U‑Bahnhof Rüdesheimer Platz
Rheingauer Weinbrunnen
Rüdesheimer Platz 1
14197 Berlin
Öffnungszeiten:
Mai-September, täglich 15:00–21:30 Uhr