
Heute ist der Berlin Flaneur wieder mal unterwegs, das heißt wir verlassen Berlin und flanieren außerhalb. Aber keine Angst unser Ziel ist nicht weit weg von Berlin. Es geht heute zur größten Pferderennbahn Deutschlands. Wir flanieren zur Galopprennbahn Hoppegarten.
Vom Zentrum kommen sie ganz einfach dort hin. Sie fahren entweder mit dem Auto die B1 raus und biegen beim Gartencenter links ab und dann immer der Nase nach. Oder sie fahren ganz bequem mit der S‑Bahn Richtung Strausberg nach Hoppegarten und laufen vom Bahnhof etwa einen guten Kilometer bis zu den Eingängen der Galopprennbahn.
Ich habe die S‑Bahn genommen, das ging relativ schnell und völlig stressfrei.
Vom Bahnhof geht es durch einen leicht verwilderten Park und schon ist man an der Rennbahn. Der Eingangsbereich, der gut 430 Hektar großen Anlage, schaut aus wie eine Startbox beim Pferderennen. Weiße Eingänge, darüber ein braunes Schindeldach. Der Eintritt ist nicht ganz billig an diesem Tag. Die preiswerteste Kategorie kostet 15 Euro und wenn sie einen Tribünenplatz haben möchten, dann dürfen sie tiefer in die Tasche greifen.
Insgesamt gibt es 11 Renntag im Jahr auf der Galopprennbahn. An dem Tag, an dem ich dort war, war der „Irish Derby Day“. Da ich relativ früh gekommen bin, empfängt mich hinter dem Eingang ein Herr und drückt mir einen grünen Zylinderhut in die Hand, den ich behalten darf.
Bis zum ersten Rennen des Tages ist noch reichlich Zeit. Da ich Durst habe suche ich was zutrinken. Das Bier 0,5 Liter kostete 5 Euro plus Glaspfand. Ein stolzer Preis. Andere Getränke und Speisen sind auch nicht gerade billig.
Und hier gleich mein Tipp:
Nehmen Sie sich einen schönen Picknickkorb mit und eine Decke. Dann sparen Sie nicht nur Geld, sondern sie können sich auch einen gemütlichen Sitzplatz auf der Wiese an der Rennstrecke suchen. Dort können sie sich sonnen, wenn kein Rennen ist, oder ganz entspannt den Trubel um sich herum beobachten.
Da ich noch nie in Hoppegarten war, mache ich eine Erkundungstour. Vom Eingangsbereich kommt man direkt auf die Rückseite der großen Tribüne, an der noch eine Anzeigetafel aus alten Zeiten zusehen ist. Rechts und Links gibt es, wie schon gesagt, Stände für Speis und Trank.
Und natürlich die wichtigsten Einrichtungen auf einer Rennbahn für die Besucher- die Wettpavillons. Dort können sie, bei einem Mindesteinsatz von 2 Euro, auf die Pferde der Rennen wetten. Ich habe nicht gewettet, da ich, dass ganz nicht so ganz verstanden habe. Außerdem interessierte mich das Drumherum mehr.
Dazu gehörten auch die Damen und Herren.
Die meisten Damen der Schöpfung hatten den einen oder anderen Kopfputz auf. Mal klein, mal etwas größter und die erfahrenen Herren studierten die Rennzeitung und das Rennprogramm. Sie schauten auf das Gewicht der Jockeys oder auf die Erfolge der Pferde und sinnierten darüber, was sie setzten sollten.
Später am Tag habe ich ein Gespräch mitbekommen, dass ein Herr 1000 Euro gesetzt hatte. Und er hat auch gewonnen. Er bekam, glaube ich, etwas mehr als das Doppelte seines Einsatzes zurück, da er auf den Sieger des Rennens gewettet hatte. Ein guter Schnitt würde ich sagen.
Bevor das Rennen beginnt, versammeln sich die wissenden Jünger des Pferdesports am Führring. Dort werden sozusagen die Pferde des kommenden Rennens vorgestellt. Kenner beäugen die Tiere ganz genau.
Sie achten darauf, ob das Pferd nervös ist, ob es viel Schweiß hat oder ob es äpfelt, wie ein Besucher sagte.
Äpfeln hat nichts mit Äpfeln zum Essen zu tun oder mit einem Computer.
Wenn ein Pferd äpfelt, also seinen Kot fallen lässt, ist das ein Zeichen dafür, das es sich wohlfühlen und völlig entspannt ist.
So etwas bekommt man mit, wenn man am Führring steht. Dann geht man zur Wettannahme und setzt. Während dessen reiten die Jockeys zur Startbox. In die sollen sich nun die Pferde stellen. Dass kann schon mal etwas dauern und an diesem Tag sträubte sich ein Tier so sehr, dass es seinen Reiter abwarf und sich davon machte.
Inzwischen haben sich die Zuschauer an der Rennbahn eingefunden und fiebern den Start entgegen. Verfolgen kann man das Rennen auf einem großen Bildschirm. Wenn dann die Pferde auf der Zielgeraden einbiegen, bricht eine Inferno von Anfeuerungsrufen los. Ist das Rennen gelaufen, wird es wieder ruhig. Bis zum nächsten. Nun geht man zur Siegerehrung oder trinkt etwas, fachsimpelt mit dem Nachbarn oder geht spazieren.
Ich fand meinen Tag auf der einzigen Pferderennbahn Europas, die in privater Hand ist, sehr interessant. Aber vom Fieber des Pferderennsports bin ich nicht gepackt worden, trotz grünen Zylinders. Denn zwischen den Rennen passiert nicht viel. Ich dachte, es gäbe da noch ein Unterhaltungsprogramm, aber dem ist nicht so.
Hoppegarten entschleunigt. Man hat Muße, blickt in das Grüne Rund der Rennbahn und warte, isst, redet oder döst vor sich hin. Genau das Richtige für einen Menschen, der mal ausspannen will vom der Hektik der Großstadt.
Es war schön dort in Hoppegarten.
Und den Spruch: Jeder sollte mindestens einmal in seinem Leben auf einer Pferderennbahn gewesen sein, kann ich nur bestätigen.