





Rund um den Breitscheidplatz — aufgenommen Frühjahr 2018
Rund um den Breitscheidplatz — aufgenommen Frühjahr 2018
Blick über den abendlichen Breitscheidplatz — links Kurfürstendamm, Mitte Gedächtniskirche, Rechts Bikinihaus — aufgenommen 18. April 2018
Letztens war ich von einem Freund zum Essen ins „Marjellchen“ in der Mommsenstraße eingeladen worden. Nachdem wir dort ein mehr als reichliches Menü genossen hatten, war es spät am Abend. Damit das Essen „rutschen“ konnte, beschlossen wir, zu Fuß in Richtung Bahnhof Zoo und dem Breitscheidplatz zu laufen.
Wir gingen die Schlüterstraße hinunter zum Kurfürstendamm.
Ich gebe es zu, der Ku´damm, war in den letzten Jahren nicht so mein Ding. Er hatte seinen Flair verloren, wirkte heruntergekommen und es gab andere Straßen in Berlin, die ich interessanter fand.
Doch an diesem Abend wurde ich überrascht. Der Kurfürstendamm hat wieder das gewisse Etwas. Auch mein Freund war überrascht, dass er wieder funkelte.
Die Schaufenster der Luxusläden strahlten in der Dunkelheit und verführten zum Bummeln. Die Restaurants sind wieder edel und nicht immer billig.
Wir gingen am Haus Cumberland vorbei, das einst ein Verwaltungsgebäude war, dann ein Filmschauplatz, unter anderem für einen „Jason Bourne Film“, und heute ist es ein Geschäftshaus mit Luxusapartments.
Unser Weg führte uns weiter an einer Berliner Theater-Institution vorbei, die in dieser Form Geschichte ist – das „Theater und die Komödie am Kurfürstendamm“.
Sie werden abgerissen und in 2 oder 3 Jahren soll hier ein neues Theater stehen. Ob dieses neue Theater dann dem Charme das „Alten“ hat, bleibt abzuwarten. Ein Stück weiter, an der Ecke Uhlandstraße und Kurfürstendamm, ist eines der bekanntesten Kinos der Stadt, das von der York-Gruppe betriebene „Cinema Paris“. Dieses Kino, das seit 1950 hier beheimatet ist, ist eines der letzten Kinos am Kurfürstendamm und dieses Gebäude war 1983 Ziel eines Terroranschlags, beim dem ein Mensch getötet worden war und 23 Personen verletzt wurden.
Kinos gab es einst am Ku´damm wie Sand am Meer. Doch die meisten dieser Filmpaläste wurden in den letzten 25 Jahren geschlossen und in Geschäfte umgewandelt. Wie das Kino „Filmbühne Wien“, in dem sich heute der Flagshipstore von Apple befindet. Ich kenne es noch aus der Zeit nach dem Mauerfall, als es ein „Schachtelkino“ war. Davor, in den 50-ziger Jahren, ist eines der wichtigsten Kinos von Berlin gewesen, denn es gehörte zu den Lichtspielhäusern, in denen die „Berlinale“ geboren wurde. Und ein Onkel erzählt noch heute davon, wie wild es dort zuging, als dort die großen Filmstars auftauchten, wenn sie ihren Film vorstellten.
Auch ein anderes Kino am Kurfürstendamm, dass wichtig für die Geschichte des deutschen Films war, ist ein Shop. Dort wo heute „Benetton“ seine Bekleidung verkauft, befand sich der „Gloria-Palast“, der 1943 zerstört wurde und nach dem Krieg fast an derselben Stelle wiederaufgebaut wurde. In diesem Kino wurde 1930 „Der blaue Engel“ mit Marlene Dietrich uraufgeführt und noch ein Stück zum Breitscheidplatz hin, auf der anderen Straßenseite gab es den berühmten „Marmorpalast“ in dem ein spanisches Modehaus seinen Laden hat.
Wenn Sie nun über den Breitscheidplatz gehen, werden Sie sehen wie sich die Gegend verändert hat. Altes, wie das „Schimmelpfennig-Haus“, wurde abgerissen und durch Neues ersetzt. Mal ist es gelungen, mal nicht.
Und wenn Sie dann auf dem Breitscheidplatz stehen und in Richtung Bahnhof Zoo blicken, dann merken sie wie schön die alte City (West) geworden ist.
Hier strahlen dann nicht nur der „Zoo-Palast“ und das „Bikini-Haus“, sondern auch die beiden Berliner „Mini-Wolkenkratzer“, das „Uper-West“ und das „Zoofenster“, um die Wette. Bei diesem Anblick stellt sich dann wieder das alte Gefühl ein, dass der Kurfürstendamm das Herz der „City – West“ ist.
Wie einst als es hier noch jede Menge Kinos gab.
Infokasten:
Startpunkt des Spaziergangs ist der der George-Grosz Platz an der Ecke Kurfürstendamm und Schlüterstraße. Dann immer gerade aus bis zum Breitscheidplatz. Sie können diesen Spaziergang auch in umgekehrter Richtung machen bis zum Olivaer Platz.
Länge der Strecke ca. 1,5 km
Anfahrt:
Olivaer Platz
Bus:
M19, M29, X10, 109, 110, 249, N10
zurück Richtung Breitscheidplatz laufen.
erschienen in der BBZ — Berliner Behindertenzeitung 07/08 2018